
AG Großanlagenbau - Lagebericht 2024/2025
Großanlagenbau – Schlüsselindustrie der globalen Transformation
AG Großanlagenbau - Lagebericht 2024/25 Office Video
Geschäftsentwicklung
Vor dem Hintergrund sich verschärfender geopolitischer Spannungen und zunehmender Handelskonflikte hat sich der VDMA-Großanlagenbau 2024 erfolgreich im Markt behauptet. Die von den Mitgliedern der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) in Deutschland und Österreich verbuchten Auftragseingänge lagen mit 25,0 Milliarden Euro nominal um 1,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (2023: 24,7 Milliarden Euro). Das ist der höchste Bestellwert seit dem Rekordjahr 2008 (32,8 Milliarden Euro). Auslöser für diesen Zuwachs waren zahlreiche Groß- und Megaprojekte, die überwiegend von Kunden aus dem Energiesektor sowie der metallurgischen und der chemischen Industrie beauftragt wurden.
Neben dem Einsatz innovativer Technologien bei der Planung und Abwicklung von Projekten hat vor allem die strategische Ausrichtung der Unternehmen auf neue Märkte sowie auf nachhaltige Produkte und Lösungen zu diesem Bestellanstieg beigetragen. Auch das Servicegeschäft spielt eine wichtige Rolle, da es nicht nur zur langfristigen Kundenbindung beiträgt, sondern auch eine stabile Umsatzquelle darstellt und das Gesamtergebnis nachhaltig stärkt.
Nach Rekordjahr: Bestellungen aus Deutschland normalisieren sich
Im Jahr 2024 beliefen sich die Bestellungen aus Deutschland auf 6,0 Milliarden Euro. In Relation zum Rekordergebnis des Vorjahres (2023: 9,6 Milliarden Euro) entspricht das einem Rückgang um 38 Prozent. Zieht man als Vergleichsmaßstab den durchschnittlichen Auftragseingang der vergangenen Dekade heran (2015 bis 2024: 4,6 Milliarden Euro) – im volatilen Geschäft mit Großanlage ein sinnvolles Vorgehen, durch das projektabhängige Schwankungen und Sondereffekte bereinigt werden – ergibt sich ein Wachstum um 31 Prozent. Das zeigt, dass das Geschäft in Deutschland weiterhin auf einem soliden Fundament steht. Die Marktaktivitäten betrafen im vergangenen Jahr vor allem den nachhaltigen Umbau des Energiesystems und der energieintensiven Industrien. Dementsprechend lag der Fokus auf Anlagen zur CO2-freien Energieerzeugung und Stahlproduktion sowie auf Systemen für die Übertragung und Verteilung von Energie. Diese Branchen machten 2024 rund 85 Prozent der Aufträge aus Deutschland aus, darunter waren mehrere Megaaufträge mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro. Eines dieser Leuchtturmprojekte ist der Bau einer Direktreduktionsanlage und eines Stahlwerks in Dillingen im Saarland, mit denen der Kunde die bestehende Hochofenroute ersetzen und die CO2-Emissionen innerhalb von sechs Jahren um jährlich 4,8 Millionen Tonnen reduzieren möchte. Ein weiteres Projekt ist der Bau eines neuen Converter-Systems für den Netzanschluss eines Offshore-Windparks in der Nordsee. Der Zuschlag ging an ein Mitglied der AGAB, das für alle Ingenieurleistungen, die Beschaffung der erforderlichen Komponenten sowie den Bau, den Transport und die Installation der Anlagen verantwortlich ist. Auch im Chemieanlagenbau war 2024 Wachstum zu verzeichnen: Die Bestellungen stiegen um 44 Prozent auf 363 Millionen Euro (2023: 253 Millionen Euro). Besonders hervorzuheben sind mehrere Großprojekte im Segment der Gaserzeugung, darunter eine 100-Megawatt-Anlage für erneuerbaren Wasserstoff, die im Chemiepark Wesseling errichtet wird. In anderen Branchen, etwa im Anlagenbau für die Holz-, die Papier- und die Zementindustrie, wurden 2024 keine größeren Projekte in Deutschland realisiert.
Grafiken zum AuftragseingangTIPP

Auftragseingänge liefern wichtige Informationen zur aktuellen Lage im Großanlagenbau. Sie geben Einblicke in länderspezifische und regionale Verläufe und dienen als Indikator für zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen. Die hier vorgestellten Marktzahlen basieren auf Primärerhebungen bei den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und ermöglichen belastbare Aussagen über den tatsächlichen Geschäftsverlauf des Industriezweigs. Zur Ansicht der Grafiken klicken Sie bitte auf die Überschrift.

Grafiken zum UmsatzTIPP

Der Umsatz im Großanlagenbau entwickelt sich kontinuierlich. Das liegt zum einen an den Zahlungsmodalitäten. Kunden überweisen ihre Raten häufig entsprechend dem Baufortschritt einer Anlage, was zu einem konstanten Einnahmestrom führt. Zum anderen bewirkt der Ausbau des Servicegeschäfts eine Verstetigung der Mittelzuflüsse. Als Indikator zur Beurteilung der Marktentwicklung ist der Umsatz im Großanlagenbau gleichwohl weniger geeignet, da er angesichts der Langfristigkeit der Projekte zurückliegende Aufträge spiegelt. Zur Ansicht der Grafiken klicken Sie bitte auf die Überschrift.

Umfeld und Trends im Großanlagenbau
Globales wirtschaftliches Umfeld
Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für die Jahre 2025 und 2026 ein reales Wachstum des Weltsozialprodukts von jeweils 3,3 Prozent (2024: 3,2 Prozent). Diese Werte liegen unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,8 Prozent (2000 bis 2019) und deuten auf eine verhaltene wirtschaftliche Dynamik hin.
Die anhaltenden geopolitischen Spannungen, insbesondere der Ukraine-Krieg, sowie der protektionistische Kurs der neuen US-Regierung belasten die globale Wirtschaft und erhöhen die allgemeine Unsicherheit. Hinzu kommen in vielen Ländern strukturelle Herausforderungen wie der demografische Wandel, technologische Umbrüche, Cyberrisiken sowie – insbesondere in der EU – eine sehr hohe Regulierungsdichte, die wirtschaftliche Aktivitäten erschwert und Entscheidungsprozesse verlangsamt. Steigende Energie- und Rohstoffpreise befeuern zusätzlich die Inflation.
In den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern sind die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum günstiger. Hier wird 2025 mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 4,2 Prozent gerechnet, wobei Indien mit 6,5 Prozent und China mit 4,6 Prozent die höchsten Raten verzeichnen dürften. Diese Länder profitieren von einer jungen Bevölkerung, steigenden Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung sowie einer zunehmenden Industrialisierung.
Politische Positionen
Das Projektgeschäft des VDMA-Großanlagenbaus ist seit jeher auf einen verlässlichen politischen Rahmen angewiesen. Angesichts der Dynamik derzeitiger Geo- und Handelspolitik unterstützt der VDMA-Großanlagenbau das Ziel, national und in der EU sich auf den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit zu fokussieren, u.a. mit dem Clean Industrial Deal. Der „Omnibus“ zur Verschiebung und Erleichterung von Pflichten im Rahmen von EU-Taxonomie, CSRD, CSDDD und CBAM ist ein erster richtiger Schritt. Wenn wir aber die Vertiefung des EU-Binnenmarktes wollen, müssen auch viele über Jahre gewachsenen bürokratischen Hürden signifikant sinken, wie z.B. die völlig uneinheitlichen Meldepflichten bei innereuropäischen Arbeitseinsätzen.
Die Politik sollte aber auch die Chancen nutzen, die die Instrumente der Exportfinanzierung in Verbindung mit staatlichen Exportkreditgarantien bieten. Durch dieses Instrument lassen sich Finanzierungen für Projekte insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern bereitstellen. Auch diese Länder sollen von Transformationsprojekten profitieren, trotz des großen Finanzierungsbedarfs in Europa. Für den Großanlagenbau geht es um die Möglichkeit, in verschiedenen Konstellationen an solchen Projekten beteiligt zu sein. Grundlage dafür ist, wettbewerbsfähig anbieten zu können. Vor diesem Hintergrund begrüßt der Großanlagenbau die Modernisierung des OECD-Übereinkommen für Exportkreditgarantien und auch das jüngste Maßnahmenpaket in Deutschland zur Stärkung der Euler-Hermes-Deckung hat den richtigen Weg eingeschlagen. Die praktische Umsetzung kommt aber nur langsam in Gang und andere Exportkreditagenturen, z.B. Dänemarks, der Schweiz oder Österreichs, bieten ihren exportierenden Unternehmen nach wie vor weitaus mehr Flexibilität. Dringend erforderlich sind Fortschritte bei der Verbindung von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit und der Exportkreditversicherung.
Die Politik sollte aber auch die Chancen nutzen, die die Instrumente der Exportfinanzierung in Verbindung mit staatlichen Exportkreditgarantien bieten. Durch dieses Instrument lassen sich Finanzierungen für Projekte insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern bereitstellen. Auch diese Länder sollen von Transformationsprojekten profitieren, trotz des großen Finanzierungsbedarfs in Europa. Für den Großanlagenbau geht es um die Möglichkeit, in verschiedenen Konstellationen an solchen Projekten beteiligt zu sein. Grundlage dafür ist, wettbewerbsfähig anbieten zu können. Vor diesem Hintergrund begrüßt der Großanlagenbau die Modernisierung des OECD-Übereinkommen für Exportkreditgarantien und auch das jüngste Maßnahmenpaket in Deutschland zur Stärkung der Euler-Hermes-Deckung hat den richtigen Weg eingeschlagen. Die praktische Umsetzung kommt aber nur langsam in Gang und andere Exportkreditagenturen, z.B. Dänemarks, der Schweiz oder Österreichs, bieten ihren exportierenden Unternehmen nach wie vor weitaus mehr Flexibilität. Dringend erforderlich sind Fortschritte bei der Verbindung von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit und der Exportkreditversicherung.
Branchenberichte
Quantitative Prognosen der Geschäftsentwicklung im Großanlagenbau sind angesichts der Heterogenität der Branche und eines Projektgeschäfts, das von unregelmäßig vergebenen Großaufträgen geprägt ist, schwierig zu treffen. Die Beurteilung der Aussichten des Wirtschaftszweigs erfolgt daher sinnvoll nach einzelnen Segmenten gegliedert und in Form von Tendenzaussagen. Die folgenden Branchenberichte geben die Einschätzungen der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau zu ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern wieder. In der aktuellen Ausgabe präsentieren wir Ihnen darüber hinaus im „Update der Branchenberichte des Jahres 2024“ eine prägnante Aktualisierung der Beiträge aus dem Vorjahr – zu den Bereichen Chemieanlagen-, Hütten- und Walzwerks- und Papieranlagenbau. So erhalten Sie schnell und gezielt Einblicke in die wichtigsten Veränderungen dieser spezifischen Märkte.
VdmaSambaEvents は現在利用できません。
Vorherige Lageberichte
Ihr Kontakt