Ein Tag mit Raphael Kuttruf - vdma.org
Von Tilman Baur
Perspektivwechsel sind Raphael Kuttruf wichtig. Der Automatisierungsingenieur liebt es, Prozesse bis ins kleinste Detail zu durchleuchten. Doch wenn ein Projekt ins Stocken gerät, wählt der 29-Jährige gern auch mal die Vogelperspektive.
Das kann schon mal passieren, denn Automatisierung ist ein komplexer Prozess. "In den anstrengenden Projektphasen mache ich mir bewusst, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag für die Gesellschaft leiste“, sagt Kuttruf. Denn die Vollert Anlagenbau GmbH, sein Arbeitgeber, baut Werke, in denen Betonfertigteile für Häuser hergestellt werden.
Als Automatisierungstechniker programmiert Raphael Kuttruf Roboter und Maschinen innerhalb von Fabriken effizient, damit die Teile ebenso effizient transportiert und produziert werden können. "Es ist wie in der Bäckerei: Der Bäcker hat ein Backblech, auf dem er den Teig verteilt“, erklärt Kuttruf. "Bei uns ist es eben nicht Teig, sondern Beton, und es sind keine Backbleche, sondern Paletten, Maschinen und Roboter."
Kuttruf war bereits an vielen internationalen Projekten beteiligt. Routine gibt es kaum. "Man lernt in der Automatisierungstechnik nie aus“, sagt er.
Als studierter Mechatroniker hat Kuttruf gute Kenntnisse in Mechanik, Elektrotechnik, Pneumatik, Hydraulik und Informatik. Seinen Tag beginnt er mit einer extragroßen Tasse Kaffee vor dem PC. "Im Prinzip verarbeite ich ein paar Stunden lang nur Informationen“, erklärt er. Er analysiert Schaltpläne, Zeichnungen von Produktionsanlagen oder Robotern, arbeitet sich durch Funktionsbeschreibungen, Datenblätter, Spezifikationen und Normen.
Nach dem Mittagessen kommt die Zeit des Handelns. Dabei tauscht sich Kuttruf mit Kolleginnen und Kollegen sowie der Projektleitung aus, schreibt Programme oder steigt ins Flugzeug, um Anlagen direkt vor Ort in Augenschein zu nehmen.
Weil jedes Projekt individuell ist, brauchen Automatisierungstechniker Geduld und die Fähigkeit, Dinge auszuprobieren und fortwährend zu optimieren. Bei Raphael Kuttruf erwachte sie schon in der Kindheit. Beim Spielen mit Legotechnik baute er lieber eigene Fahrzeuge, statt nach Plan vorzugehen.
Den Blick fürs Detail schulte er, als er seinen Vater, einen selbstständigen Klavierbaumeister, bei der Arbeit beobachtete. "Er hat immer gesagt, dass man beim Zuschauen lernt. Und so mache ich es bis heute, wenn ich mit erfahrenen Kollegen und Kolleginnen zusammenarbeite. Ich will immer wissen, wie jemand etwas tut und warum“, sagt Kuttruf.
Wenn er nicht gerade Sport treibt oder die Natur genießt, zieht sich Raphael Kuttruf in ein selbst gebautes Tonstudio zurück. Dort produziert er elektronische Musik, die sich am niederländischen "King of Trance" von Armin van Buuren orientiert. Diesen dritten Perspektivwechsel findet Raphael Kuttruf besonders wichtig. Er ist überzeugt: Wer viel arbeitet, sollte sein Leben genießen und Zeit in sich selbst investieren.