Eine enge Bindung aufbauen - vdma.org
Von Marc-Stefan Andres
Wer vom Parkplatz aus auf das zweigeschossige Gebäude zuläuft, ahnt noch nicht, was sich hinter den Mauern verbirgt. Auf einem Schild ist in geschwungener Schrift die Abkürzung "NAZHA" zu lesen - sie steht für "Neues AusbildungsZentrum Harting" und spielt nicht zufällig auf die NASA an. Denn hier findet die Zukunft der Ausbildung statt.
Durch den Seiteneingang geht es in einen Flur, in dem große Tafeln hängen, auf denen Namen und Jahrgänge notiert sind. Es sind die Besten der jeweiligen Ausbildungsjahrgänge, die beim weltweit tätigen Hersteller von elektrischen und elektronischen Bauteilen gelernt haben. "Viele der Kolleginnen und Kollegen, die hier auf unserer 'Wall of Fame' zu sehen sind, sind schon lange in unserem Unternehmen tätig", erklärt Sina Hinz.
Die HR-Mitarbeiterin des Unternehmens, das seinen Stammsitz im nordrhein-westfälischen Espelkamp hat, öffnet eine Tür. Dahinter arbeiten zu beiden Seiten des hell erleuchteten Gangs junge Menschen hinter bodentiefen Scheiben an Maschinen, sitzen konzentriert an Computern, ziehen Kabel durch Schaltschränke. Rund 110 Auszubildende und dual Studierende lernen hier die Grundlagen für die Arbeit in dem Unternehmen, das weltweit 6.000, in Deutschland 2.300 Menschen beschäftigt.
Schon auf den ersten Blick wird klar, worauf es Harting ankommt. Das Unternehmen möchte jungen Leuten die Ausbildung attraktiv machen, Karrieren ermöglichen und dafür beste Rahmenbedingungen schaffen. Das ist auch nötig, sagt Marco Häring, HR-Direktor bei Harting. "Wir müssen in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt bei der Nachwuchsgewinnung mit einer Vielzahl von Herausforderungen umgehen", erklärt er. "Die Talente suchen nicht nur nach einem sicheren Arbeitsplatz, sondern auch nach einer sinnstiftenden Tätigkeit, flexiblen Arbeitsmodellen und einem positiven Betriebsklima."
Gleichzeitig muss sich Harting dem Wettbewerb um die besten Talente stellen, nicht nur innerhalb der Maschinenbauindustrie, sondern auch industrieübergreifend. "Deswegen müssen wir uns als Arbeitgebermarke klar positionieren und zeigen, was uns einzigartig macht."
Früh für Technik begeistern
Ein wichtiger Schritt dorthin ist es, die potenziellen Nachwuchskräfte frühzeitig kennenzulernen. Um diese schon im jungen Alter für technische Berufe zu begeistern, setzt das Unternehmen auf eine enge Zusammenarbeit mit Schulen. Harting bietet jedes Jahr etwa 100 Praktikumsplätze an, von ein- bis dreiwöchigen Schulpraktika bis hin zu freiwilligen Praktika in den Ferien.
Die jungen Menschen, die fast alle aus der Region kommen, können dabei im Ausbildungszentrum und in den Abteilungen in zwei bis drei Berufe hineinschnuppern, sagt Sina Hinz. "Sie sollen nicht einfach nur zuschauen, sondern wirklich erleben, wie spannend die Arbeit bei uns ist", erklärt die Mitarbeiterin.
Zusätzlich besucht das Team regelmäßig Berufsmessen und lädt Schülerinnen und Schüler ins Ausbildungszentrum ein. "Besonders beliebt sind dort unsere Stationsläufe. Dabei können die Jugendlichen zum Beispiel löten, technische Zeichnungen erstellen oder ein Mainboard zusammensetzen", beschreibt Sina Hinz das Konzept. "So wecken wir Interessen, die vorher vielleicht verborgen waren."
Bei den Praktika werden auch die Eltern miteinbezogen. Bei Feedbackrunden besuchen sie mit ihren Kindern das Ausbildungszentrum. "Gerade die Eltern wollen sicher sein, dass ihre Kinder in einem unterstützenden Umfeld ausgebildet werden", begründet Sina Hinz diese Maßnahme.
Insgesamt bietet das Unternehmen über 25 verschiedene Berufe und Studiengänge an. Pro Jahr stellt es zwischen 35 und 45 Auszubildende und dual Studierende ein. "Wir planen bedarfsgerecht, das heißt, wir fragen über ein Jahr im Voraus bei den Fachbereichen an, wie viele Auszubildende und Studierende in den kommenden Jahren benötigt werden", erklärt Sina Hinz. Die Übernahmequote liegt übrigens bei über 90 Prozent.
Elias Kröger und Lion Schäper sind zwei dieser jungen Menschen, die im Sommer ihre Ausbildung bei Harting gestartet haben. Die 16-Jährigen werden beide zum Werkzeugmechaniker ausgebildet. Elias Kröger steht gerade an einer Schleifmaschine, wo er Formeinsätze auf Maß bringt. Der junge Mann ist über ein Praktikum bei Harting gelandet, das er in der 9. Klasse absolvierte. "Mir hat das gut gefallen, vor allem, weil ich bei der Ausbildung zum Werkzeugmacher nicht nur am Computer sitze, sondern auch etwas Praktisches mache."
Lion Schäper, der gerade an einer CNC-Drehmaschine ein Drehteil anfertigt, kann das nur bestätigen, auch er wollte etwas Handwerkliches lernen. Er hat sich mehrere mögliche Ausbildungsbetriebe angeschaut, obwohl Harting sicher einen Vorteil hatte: Auch sein Vater arbeitet hier. Dennoch hat er sich erst nach einem zweiwöchigen Praktikum für die Ausbildung entschieden. "Als ich hier war, waren alle immer super freundlich zu mir und hilfsbereit. Und der Beruf hat mich auch fasziniert."
Sportliches Engagement
Besonders das Arbeitsklima im Ausbildungszentrum hat es den beiden angetan - und Hartings Engagement im Sport. Die beiden jungen Männer spielen Handball und das Unternehmen sponsert seit 2017 die deutsche Handballnationalmannschaft, verschiedene Jugendteams des Deutschen Handballbundes und den GWD Minden. "Ich finde es einfach cool, dass das Unternehmen das macht", sagt Elias Kröger, der sicher ist, dass viele Menschen das Unternehmen genau deswegen kennen. "Für uns passt das hervorragend", sagt Sina Hinz. "Das Handballspielen und die Ausbildung haben viele Gemeinsamkeiten. Beides erfordert Teamarbeit, Disziplin und den Willen, sich stetig zu verbessern." Die Zusammenarbeit mit den Sportlern geht auch so weit, dass Spieler bei Aktionen in der Nachwuchsgewinnung eingebunden werden, und andere selbst Praktika im Unternehmen machen oder als Werkstudenten dort arbeiten.
Die akademische Welt ist ein weiterer großer Bereich, in dem Harting Nachwuchs braucht. Betül Taş absolviert seit 2023 ihr duales Studium im Unternehmen. Die 20-Jährige hat erst ihren Realschulabschluss gemacht, danach das Abitur erfolgreich abgeschlossen. Schon früh hat sie sich in der Schule für Technik interessiert, auch Mathematik und Physik lagen ihr. "Mein Vater ist Konstrukteur, vielleicht ist das Thema ein wenig in unserer Familie angelegt", sagt sie und lacht. Bei Harting hat sie sich beworben, weil "jeder in der Region die Firma kennt und diese einen sehr guten Ruf hat".
Als sie von dem Angebot des dualen Studiums hörte, war sie schnell begeistert. "Ich kann hier in der Praxis anwenden, was ich im Studium theoretisch lerne - und umgekehrt." Neben den Inhalten findet auch Betül Taş das gute Betriebsklima enorm wichtig. "Wir haben hier kompetente Ausbilder, die einem bei allen Fragen zur Verfügung stehen - und gleichzeitig sind alle immer hilfsbereit und offen für uns jungen Leute."
Michelle Schewe, verantwortlich für extern Studierende und das Hochschulmarketing bei Harting, hört das gerne. Sie steht im engen Kontakt mit Universitäten und Fachhochschulen der Region, um junge Talente früh über Einstiegs- und Erfahrungsmöglichkeiten zu informieren. "Uns ist besonders wichtig, dass wir die Studierenden direkt am Campus ansprechen, also dort, wo sie ihre berufliche Zukunft planen", sagt sie. "Viele wissen oft noch gar nicht, wo die Reise nach dem Studium hingehen soll." Hier bietet Harting ein vielfältiges Angebot, von Erfahrungsmöglichkeiten, Praktika und Job Shadowings bis hin zu Werkstudententätigkeiten.
Eine weitere Besonderheit ergänzt
Sina Hinz, die auch darauf verweist, dass schon früh über mögliche Karrierepfade gesprochen wird: "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier sind in Vollzeit mit der Ausbildung beschäftigt", sagt sie. "Wir können uns rund um die Uhr um die jungen Menschen kümmern. Dadurch legen wir bereits früh einen guten Grundstein für eine erfolgreiche Karriere."
